Ostern 2024 

DIE SELIGPREISUNGEN DER BERGPREDIGT VII.

„BEATI PACIFICI, QUONIAM FILII DEI VOCABUNTUR”

Der Erzbischof von Canterbury wurde einst von einem berühmten Schauspieler aufgesucht. Der Erzbischof nutzte die Gelegenheit und fragte ihn: „Wie ist es möglich, dass Ihr Theater immer voll ist und unsere Kirchen vor Leere erstarren?“ Der Schauspieler antwortete: „Das ist ganz einfach zu erklären, Sie reden über die Wahrheit, als ob sie nur ausgedacht wäre, und wir präsentieren ausgedachte Fabeln, als ob sie die Wahrheit wären.” 

Diese kleine Geschichte soll uns besonders am Ostersonntagmorgen zum Nachdenken anregen. Denn was ist der Grund für das sarkastische Lächeln, dem wir oft begegnen, wenn wir sagen, dass der Sohn Gottes wirklich auferstanden ist? Der Grund dafür liegt wahrscheinlich darin, dass wir nicht einmal zeigen, dass wir wirklich daran glauben. Die siebte Seligpreisung des Herrn Jesus lautet so: „Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Gott hat uns das Amt gegeben, das die Versöhnung predigt. Unser Leben ist jedoch voller Unfrieden und Unruhe, dem Streben nach irdischen Dingen, während wir gleichzeitig Kompromisse mit der Welt eingehen. Wir unterscheiden uns praktisch nicht von denen, die sich für längere Zeit in diesem „Tal der Trauer“ niederlassen wollen, weil sie keine Ahnung haben, was als nächstes passiert. Wir sehen überhaupt nicht so aus wie diejenigen, die davon überzeugt sind, dass „Jesus lebt, und wir leben auch“, wie wir es oft singen, und noch weniger so, wie das Lied weitergeht: „Wir haben keine Angst vor dem Tod.“ Wir haben Angst, aber nicht nur vor dem Tod, sondern auch vor dem, was bis dahin geschehen wird. Wie könnte man auf diese Weise authentisch über die Auferstehung sprechen und wirklichen Frieden schaffen? 

„Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ – sagt Jesus. Darauf folgt die wunderbare Verheißung: „Ich will wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin.“ Abschließend fügt unser Erlöser noch hinzu: „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt.“ Um diesen Frieden zumindest teilweise zu verstehen, nehmen wir als Beispiel eine andere Geschichte. 

Einst bat ein reicher Mann einen Maler, Bilder über den Frieden zu malen. Es entstanden wunderschöne Werke, und am Ende wählte der reiche Mann zwei aus, um zu entscheiden, welches davon authentisch den Frieden repräsentiert. Eines der Bilder stellte einen spiegelglatten See dar. Die Sonne spiegelte sich wunderschön darin. Die Flügel der Libelle kräuselten büschelartig das Wasser, und am Ufer des Sees standen Bäume und Berge. Auf dem anderen Bild peitschte ein starker Wind das Wasser und rupfte die Äste der Bäume. Der reiche Mann entschied sich zur größten Überraschung aller für das zweite Bild und zeigte darauf. Da konnten alle sehen, dass sich auf einem starken Ast zwischen den vom Wind zerrissenen Ästen ein Vogelnest versteckte. Die Vogelmutter beschützte ihre Küken mit ausgebreiteten Flügeln und saß ruhig auf dem Nest. Das ist auch für uns der wahre Frieden. Von Christus erlöst und dadurch mit Gott versöhnt, in seinen Händen sitzend und von seinen Flügeln beschützt, mit der Gewissheit der Auferstehung zum ewigen Leben dürfen wir auf den Wirrwarr blicken, der um uns herum abläuft. 

Der scheinbare Frieden, den uns die Welt schenkt, ist wirklich so wie ein Stillleben oder wie eine wunderschöne Landschaft und er ist auch genauso vergänglich wie die Welt selbst mit all ihrer Schönheit. Allerdings glauben die Menschen lieber daran, sie gehen auf dem breiten Weg, wo noch viele andere Leute zu finden sind, weil dort alles so greifbar und so real zu sein scheint. Der wahre Frieden entsteht jedoch aus dem Glauben daran, dass es jemanden gibt, der uns durch die Stürme des Lebens führt und wir mit ihm schließlich auf dem schmalen Weg, auf dem nur wenige gehen, den Ort erreichen können, den wir gemeinsam mit ihm in einem verherrlichten Körper erben werden. Petrus schreibt in seinem ersten Brief: „Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb, und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht, ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit“. Und in seinem zweiten Brief ermutigt uns der Apostel, in der Wahrheit gestärkt zu sein, die unter uns ist: „Denn wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus, sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen.“ Unser Erlöser versöhnte uns mit unserem Vater, er erfüllte das Gesetz durch seinen sündlos erlittenen Tod am Kreuz, Gottes Zorn ergoss sich anstatt unser auf ihn, und durch seine Auferstehung öffnete er auch für uns den Weg zum ewigen Leben. Dieses Bewusstsein kann uns den echten Frieden geben, und wir müssen ihn weitergeben, auch in anderen schaffen, so wird die Osterbotschaft des Herrn glaubhaft und so können wir wirklich Gottes Kinder werden. 

Wenn wir in der Bibel nachsehen wollen, wer die Kinder Gottes sind, können wir bereits zu Beginn einen Hinweis darauf finden. Moses schreibt im Kapitel 6 seines ersten Buches darüber, dass sich die Gottessöhne die schönen Töchter der Menschen zu Frauen nahmen. Das Ende dieser Geschichte war jedoch traurig, denn der Menschen Bosheit war groß auf Erden, und der Herr ließ auf sie eine Sintflut kommen. In diesem Fall dachte Jesus also offensichtlich nicht an diese Kinder Gottes. Vielmehr an diejenigen, über die Paulus später im Kapitel 8 des Römerbriefs schrieb: „Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.“ Der Geist führt uns, er ermutigt uns und macht uns zusammen mit dem Wort Gottes mächtig, damit wir nicht an ausgeklügelte Dinge glauben, sondern an die Wahrheit: An der Tatsache, dass Jesus wirklich auferstanden ist, dass er lebt und jede Minute unseres Lebens bei uns ist. Er wird eines Tages wiederkommen, um uns in das Königreich unseres himmlischen Vaters mitzunehmen. Möge diese wunderbare Botschaft der Osterfeiertage unsere Herzen erfüllen, denn auf diese Weise können wir von unserem Herrn die Freude und den Frieden gewinnen, die niemand von uns nehmen kann.